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09.06.2023

Tipps für eine tiergerechte Kaninchenhaltung in der Wohnung

Kaninchen erfreuen sich als Haustiere großer Beliebtheit. In Deutschland werden ca. 3 Millionen Kaninchen als Heimtiere gehalten. Vor der Anschaffung von Kaninchen gilt es aber einiges zu bedenken, denn diese Tiere haben besondere Anforderung an ihre Umgebung und Pflege, die nicht unterschätzt werden dürfen.

Den natürlichen Verhältnissen am nächsten kommt eine Haltung im Freien mit einem schützenden Stall und einem großen, abwechslungsreich gestalteten Auslauf. Aber auch in der Wohnung ist eine tiergerechte Kaninchenhaltung mit etwas Mühe und einigen Vorüberlegungen möglich.

Kaninchen brauchen Gesellschaft

Das Wichtigste zuerst: Kaninchen sind Teamplayer! Ein Kaninchen, das sein Leben alleine fristen muss, ist in höchstem Maße unzufrieden. Das gilt auch dann, wenn der dazugehörige Mensch sich liebevoll um das Tier kümmert. Ein Mensch kann kein Kaninchen ersetzen. Das gilt übrigens auch für die Vergesellschaftung von Kaninchen mit anderen kleinen Heimtieren wie zum Beispiel Meerschweinchen. Kaninchen und Meerschweine sprechen nicht dieselbe Sprache, weswegen eine gemeinsame Haltung nicht tiergerecht ist. Kaninchen müssen immer mindestens zu zweit gehalten werden.

Am besten verträglich ist ein Paar aus einem kastrierten Rammler und einer Häsin. Die Kastration des Rammlers ist zwingend erforderlich, da sich Kaninchen sonst stark vermehren. Außerdem kann es bei gleichgeschlechtlichen unkastrierten Kaninchen zu andauerndem Stress und lebensbedrohlichen Auseinandersetzungen kommen.

Kaninchen brauchen viel Platz

Der zweite wichtige Punkt, an dem wohl einige Wohnungshaltungen scheitern werden, ist der enorme Platzbedarf von Kaninchen. Kaninchen sind extrem bewegungsfreudige Tiere. Wenn die äußeren Bedingungen es zulassen, flitzen sie durch ihr Gehege, springen und schlagen Haken. All das muss ihnen auch in einer reinen Wohnungshaltung ermöglicht werden – und zwar permanent. Um das zu erfüllen muss das Gehege für zwei Zwergkaninchen mindestens 6m² groß sein. Für jedes weitere Kaninchen vergrößert sich der Platzbedarf um 20%. Damit die Tiere ihre arttypischen Sprünge überhaupt vollständig ausführen können, muss die längere Gehegekante mindestens 2,4 m lang sein. Die Höhe des Geheges muss so bemessen sein, dass die Tiere sich ungehindert auf die Hinterbeine stellen können.   

Wenn sich eine solche Haltung nicht in der Wohnung realisieren lässt, dann sollte die Entscheidung vor allem im Interesse der Kaninchen für ein anderes Haustier fallen.

Kaninchen-gerechte Einrichtung des Geheges

Platz ist wichtig, aber nicht alles. Damit der Platz genutzt werden kann und die Kaninchen ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können, ist auch eine angemessene Einrichtung des Geheges wichtig. Wie die aussehen muss, lässt sich ganz leicht an dem natürlichen Verhalten von Kaninchen ablesen. Es muss Versteckmöglichkeiten (Höhlen, Röhren) geben, in die sich das Kaninchen zurückziehen und entspannt zum Ruhen ablegen kann. Es muss so viele von diesen Höhlen geben, dass alle Kaninchen sich gleichzeitig verstecken können. Ideal ist eine große Höhle, in die alle Tiere gleichzeitig passen und noch weitere kleine, falls ein Tier mal seine Ruhe braucht. Es müssen erhöhte Ebenen (zum Beispiel auf dem Höhlendach) vorhanden sein, von wo aus das wachsame Kaninchen seine Umgebung im Blick behalten kann. Dies ist erforderlich, damit das Tier sich sicher fühlt. Auf dem Gehegeboden muss zumindest stellenweise ein grabfähiger Belag vorhanden sein, denn Kaninchen buddeln für ihr Leben gern. Das kann man in der Wohnung zum Beispiel mit einer Grabekiste umsetzen.

Haltung in der Wohnung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Kaninchen eine angemessene Haltung in der Wohnung zu gestalten. Am weitesten verbreitet und leichtesten umzusetzen ist es, einen entsprechend großen Teil eines Zimmers, zum Beispiel mit einem Welpengitter oder ähnlichem, abzutrennen. Man kann dann in diesem Gehege flache Kunststoffwannen anbieten, die eingestreut werden, zum Beispiel mit handelsüblichem Kleintierstreu. Mit etwas Training werden die Kaninchen stubenrein und setzen ihren Urin nur in diese Bereiche des Geheges ab, was die Sauberhaltung deutlich vereinfacht. Der Rest des Geheges sollte mit einem unempfindlichen Bodenbelag ausgestattet sein, der nicht rutschig aber leicht zu reinigen ist. Das Gehege kann auch mit Teppichbrücken auslegt werden, die bei Bedarf gewaschen werden können. Möglich ist auch, den Kaninchen ein ganzes Zimmer entsprechend einzurichten. In jedem Fall ist dafür sorgen, dass die Tiere nicht an gefährliche Gegenstände gelangen, wie zum Beispiel Stromkabel oder Giftpflanzen. Es ist stets damit zu rechnen, dass alles in Reichweite der Kaninchen angenagt wird. Potenzielle Kaninchenhalter sollten sich im Klaren sein, dass Kaninchen nicht immer stubenrein werden und die Umgebung des Geheges immer mit Einstreu, Heu, Futterresten, Staub und Kot verschmutzt sein wird. Wer damit nicht leben kann, für den ist eine Wohnungshaltung von Kaninchen nicht geeignet.

Futter für die Kaninchen

Als weitere Einrichtungsgegenstände sind Futternäpfe für Frischfutter, Wassergefäße und ein Platz für das Angebot von sauberem Heu erforderlich. Die Ernährung von Kaninchen ist ein sehr bedeutsames Thema, bei dem man viel falsch machen und die Tiere sogar in Lebensgefahr bringen kann. Kaninchen haben eine ganz besondere Verdauung. Sie müssen permanent rohfaserreiches Futter aufnehmen, um nicht krank zu werden. Das wichtigste Futtermittel für Kaninchen ist Heu, welches ständig zur Verfügung stehen muss. Dieses Heu sollte eine gute Qualität haben, also frisch sein, aromatisch riechen und eine grüne Farbe haben. Graues, muffig riechendes Heu, das staubt und vielleicht sogar Schimmel enthält ist für Kaninchen nicht nur kein Genuss, sondern unter Umständen sogar gefährlich. Das Heu als Rohfaserlieferant ist nicht nur wichtig, um das Kaninchen satt zu machen. Es ist auch eine gute Beschäftigung und sorgt dafür, dass das Kaninchen seine lebenslang wachsenden Zähne ausreichend abnutzen kann. Zusätzlich sollte man ungiftige Zweige zum Knabbern anbieten.

Kaninchen benötigen aber auch täglich frisches Futter, also Kräuter, Gemüse und ab und zu auch ein bisschen Obst. Hiervon aber nicht zu viel, da es aufgrund des hohen Zuckergehaltes Verdauungsprobleme auslösen kann.

Die besondere Verdauung des Kaninchens bringt es auch mit sich, dass es sehr empfindlich auf Futterumstellungen reagieren kann. Daher muss beispielsweise die Gewöhnung an ein neues Gemüse sehr, sehr langsam erfolgen, um das Kaninchen nicht krank zu machen.

Absolut ungeeignet für Kaninchen sind Brot, Getreide und calciumreiche Futtermittel, da die Kaninchen hiervon Verdauungsprobleme bekommen, zu dick werden oder lebensgefährliche Blasensteine entstehen können. Das gilt insbesondere auch für sogenannte „Nagersteine“. Diese haben im Kaninchengehege nichts zu suchen.

Die richtige Pflege

Noch ein Wort zur täglichen Pflege und Versorgung der Kaninchen:  Die Reinigung des Geheges, das Säubern der Futter- und Wassergefäße und das Zubereiten des Futters gehört zu den täglichen Erfordernissen. Die Tiere sind außerdem täglich in Augenschein zu nehmen, damit rechtzeitig bemerkt werden kann, wenn es einem der Tiere nicht gut geht.

Wöchentlich sollten außerdem das Körpergewicht, die Schneidezähne, die Krallen und alle Körperöffnungen kontrolliert werden. Bei Krankheitsanzeichen bitte einen Tierarzt aufsuchen! Da Kaninchen bis zu zwölf Jahre alt werden können, kann die Versorgung eines Kaninchens mehrere tausend Stunden Lebenszeit und mehrere tausend Euro kosten.  

„Wenn Sie diese besonderen Bedürfnisse von Kaninchen beachten, besteht eine gute Chance, dass sich Ihre Kaninchen bei Ihnen richtig wohl fühlen. Wer seine Kaninchen in tiergerechter Weise in der Wohnung hält, hat außerdem die Möglichkeit, mit etwas Geduld, Zeit und Einfühlungsvermögen eine enge Bindung zu seinen Tieren aufzubauen“, so Dr. Knab, Amtstierärztin beim Landkreis Hameln-Pyrmont.

Weitere Informationen finden Sie hier.